Wie sind die Kulturen der Welt zu dem geworden, was sie heute sind? Diese Frage stellen sich die Archäologen auf der ganzen Welt und auch im Emscher- und Lippe-Raum. So untersuchten die Archäologen des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) das Gebiet um Castrop-Rauxel Ickern, bevor die Emschergenossenschaft dort mit dem Bau eines riesigen Hochwasserrückhaltebeckens begann. Und man wurde fündig! Auf einer fast 120.000 Quadratmeter großen Fläche ließ sich unter anderem eine germanische Siedlung aus dem 1.-4. Jahrhundert n. Chr. nachweisen. Die Grabung in Ickern zeigt, wie wichtig großflächige archäologische Untersuchungen bei der Interpretation vor- und frühgeschichtlicher Siedlungsplätze sind.
Foto: W. Schneider, LWL-Archäologie für Westfalen /
30.08.2006
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Inmitten eines Hofes fanden die Archäologen eine Grube mit dem halbkugelförmigen Unterteil einer südspanischen Ölamphore. Wie fand sie den Weg aus Andalusien nach Castrop-Rauxel Ickern? Die römische Provinz Hispania war zu dieser Zeit der Hauptlieferant von Olivenöl für das Römische Reich. Es wurde in großen Amphoren, die ein Fassungsvermögen von bis zu 70 Litern aufwiesen, im ganzen Reich gehandelt. Auch in den römischen Siedlungen wie Xanten oder Krefeld-Gellep war die Nachfrage nach Olivenöl groß. Aber auch bei den Germanen in Ickern? Eigentlich besaßen die Bewohner ihre eigenen Öle und Fette. Es ist auch möglich, dass die Bewohner die Amphore zu einem Vorratswasserbottich ummünzten, da die Emscher nur einige Meter entfernt lag. Im Bottich fanden die Forscher eine kleine Schüssel, die man als Schöpfkelle hätte verwenden können. In Betracht zu ziehen ist aber auch die Nutzung als Backofen. Darauf könnten dunkle Verfärbungen an der Gefäßinnenseite hinweisen. Eine von vielen Fragen, die die Archäologie noch zu klären hat.
Foto: B. Gerdemann, LWL-Archäologie für Westfalen /
19.09.2007
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Ein Ort, an dem die Archäologen besonders fündig werden, sind die Abfallgruben. Ein Großteil der Fundstücke sind Keramikscherben, die die Siedlungsbewohner dort entsorgt haben. Stück für Stück arbeiten sich die Archäologen durch die Hinterlassenschaften der germanischen Siedlung aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. vor.
Foto: B. Gerdemann, LWL-Archäologie für Westfalen /
27.07.2007
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Die genaue Länge der Pfähle kann man nicht mehr bestimmen, das längste gefundene Exemplar misst aber 2 Meter. Die Spuren einiger Pfähle laufen vom Ufer in die Mitte der damaligen Emscher. Ansatzweise sind einzelne parallele Reihen in dem alten Flussbett sichtbar, bei denen es sich um Unterzüge schmaler Stege handeln könnte. Die Funktion einer Steganlage ist aber nach Auffassung der Archäologen des LWLs nicht sicher zu belegen. Eine Interpretation als Anlegestelle für kleinere Boote bleibt somit erst einmal eine Hypothese.
Foto: Unbekannt /
19.09.2007
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Die Anwohner der Emscher versuchten schon im 4. Jahrhundert n. Chr. die Uferbereiche des Flusses zu befestigen. Diese Annahme belegen die noch erhaltenen oder durch Standspuren nachgewiesenen eingeschlagenen Holzstaken, die sich unregelmäßig entlang des damaligen nordwestlichen Ufers der Emscher reihen. Das dazwischen eingearbeitete Flechtwerk (z. B. Weidenruten) ist heute nicht mehr vorhanden. Das Bild zeigt eine deutlich erkennbare Standspur eines Pfahls. Er wurde vermutlich wieder früh herausgezogen, und das entstandene Loch füllte sich mit Flusssediment. Auffällig ist, dass einige Pfähle vom Ufer in die Mitte des Flusses verlaufen. Welchen genaueren Zweck sie erfüllten, ist bis heute unklar.
Foto: B. Gerdemann, LWL-Archäologie für Westfalen /
19.08.2007
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Holz und auch andere organische Materialien können gut über Jahrhunderte im Boden überdauern, wenn bestimmte Bedingungen herrschen. Vor allem sollte der Boden sehr feucht sein, um Sauerstoffzufuhr zu verhindern. Genau diese Bedingung lag bei der Fundstelle einer Fischreuse am Uferbereich eines Emscheraltarms vor. Die Weidenruten der 2 Meter langen und aus dem 18. Jahrhundert stammenden Fischreuse sind sehr gut erhalten geblieben. Auch die Flechtungen und Querverflechtungen sind noch gut zu erkennen. Der Fund beweist, dass sich Fischfang im 18. Jahrhundert an der Emscher in Castrop-Rauxel noch lohnte. Zu dieser Zeit fing man gerne Fische wie das Moderlieschen, den Karpfen oder die Rheingroppe. Diese war wegen ihres festen, grätenfreien Fleisches ein besonders beliebter Speisefisch.
Foto: Stefan Brentführer, LWL-Archäologie für Westfalen /
20.07.2010
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